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Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt? Wie alle Geschlechter sprachlich berücksichtigen?:Ein Werkstattbericht aus der Fachgruppe Geschlechtergerechtigkeit.

Anne Feger, Leiterin der Abteilung Personalentwicklung und Sprecherin der Fachgruppe Geschlechtergerechtigkeit im Bistum Aachen.
Datum:
5. März 2024

Bisher gibt es im Bischöflichen Generalvikariat und zugehörigen Einrichtungen noch keine einheitliche Regelung, wie Geschlechtsidentitäten sprachlich umfasst werden können. Eine vom Generalvikar eingesetzte Fachgruppe Geschlechtergerechtigkeit arbeitet seit März 2023 unter anderem zu diesem Thema. Neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bischöflichen Generalvikariats nehmen auch Vertreterinnen und Vertreter des Diözesanrats der Katholik*innen, des BDKJ, des Caritasverbands und der Mitarbeitervertretung teil. „Wir haben eine bunte Mischung an Personen und Interessen in der Gruppe vertreten. Das ist gut, da wir nicht nur intern schauen, sondern darüber hinaus viele Bereiche abdecken wollen,“ erläutert Anne Feger, Leiterin der Abteilung Personalentwicklung und Sprecherin der Fachgruppe Geschlechtergerechtigkeit im Bistum Aachen. 

Die Fachgruppe hat den Auftrag, die aktuellen Strukturen zu überprüfen und entsprechende Veränderungen im Sinne der beschriebenen Haltung anzuregen. Die Organisationseinheit schließt dabei eine umfassende Antidiskriminierungsarbeit ein. Im Bistum Aachen werden Strukturen geschaffen, die es jedem Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und Behinderung, ermöglichen, teilzuhaben (Inklusivität). Grundlage der Arbeit sind der Beschluss des Synodalkreises vom 15. Januar 2022 und der Bericht der Basisarbeitsgruppe „Geschlechtersensible Haltung und Gendergerechtigkeit“. Die Beschlüsse des Synodalen Weges werden berücksichtigt. Die Grundhaltung des Beschlusses beschreibt die Identitätsfindung des Menschen „als Abbild Gottes in Bezug auf sein biologisches Geschlecht, soziales Geschlecht, sexuelle Orientierung und seiner Lebensformen“. Im kirchlichen Handeln geht es um Anwaltschaft, Respekt, Wertschätzung und bedingungslose Annahme aller Menschen. Diese Grundhaltung soll auf alle Ebenen kirchlichen Handelns ausstrahlen und selbstverständlich werden.

Vom Arbeitsvorgehen orientiert sich die Fachgruppe an den Zielen der Basisarbeitsgruppe, hat diese systematisch durchgearbeitet und Arbeitsaufträge daraus abgeleitet. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Bereich „Sprache“ eine besondere Priorität benötigt. „Das Thema Sprache ist zwar nur ein Teil, aber ein zentraler, von dem aus vieles weitergeht,“ begründet Anne Feger das Vorgehen. „Ziel unserer Überlegungen in diesem Bereich ist, ohne Ausnahme alle Geschlechter zu berücksichtigen und dies sprachlich auszudrücken.“ Außerdem ist Anne Feger überzeugt: „In dieser Thematik hat es in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung gegeben. Ich möchte nicht behaupten, das wir da schon ans Ende gekommen sind. Die LGBTIQ+ Bewegung hat nicht ohne Grund das + gesetzt, um zu verdeutlichen, dass alles, was noch kommt, inbegriffen ist.“

Zurzeit erarbeitet eine Untergruppe einen Leitfaden zur grundsätzlichen sprachlichen Ausrichtung mit theologischer Untermauerung, mit dem Ziel: Was geht? Was nicht? Welche Schreibweisen sind besser geeignet als andere und warum? Außerdem überlegt die Gruppe, welche Bereiche in einem solchen Leitfaden aufgenommen und beschrieben werden müssen. „Wir versuchen, für möglichst alle Bereiche Empfehlungen zu geben, in denen Sprache vorkommt. Die interne und externe Kommunikation wird berücksichtigt, von Veröffentlichungen, Websites, Printmedien bis hin zu E-Mail-Verkehr.“ 

Auch der Bereich der liturgischen Sprache ist in der Fachgruppe ein Thema. Aus diesem Grund erarbeitet eine weitere Untergruppe Vorschläge für die Liturgie, um die Sicht auf mehr Geschlechtsidentitäten zu weiten. Wie ist unsere bisherige Liturgie aufgestellt, und wie ist es möglich, so zu formulieren und Sprache so anzupassen, dass alle Menschen sich aufgehoben fühlen? Reicht es, Brüder und Schwestern zu sagen oder braucht es eine Erweiterung des Begriffs? Hier werden Alternativen überlegt, Ideen entwickelt und Dinge zusammengestellt, damit Menschen vor Ort ein Repertoire zu Verfügung haben, auf das sie in der Vorbereitung liturgischer Feiern zurückgreifen können. Das ist der ambitionierte und zugleich herausfordernde Auftrag der Fachgruppe. 

Vieles hängt bei der Geschlechtergerechtigkeit miteinander in Zusammenhang. Wenn die sprachlichen Grundlagen entschieden sind, kann die Gruppe sich weiteren Themen zuwenden. Beispielsweise im Bereich des Personals, dessen Gewinnung und der Frage, wie Leitungsstellen besetzt sind. Außerdem konzentriert sich die Fachgruppe darauf, nur die Themen zu bearbeiten, die im Bistum Aachen entschieden und umgesetzt werden können; entsprechend der Vorarbeit der Basisarbeitsgruppe.  

Einen ersten Leitfaden-Entwurf als Empfehlung möchte die Fachgruppe dem Generalvikar vor den Sommerferien vorlegen. Anschließend werden Resonanzen der Verantwortungsträgerinnen und -träger des Bistums aus den Leitungsgremien und der Räte des Bistums eingeholt und eingearbeitet.