Gut funktionierendes Netzwerk in Wegberg:Vertrauen führt
Als Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran 2021 für längere Zeit pausieren musste, kam das einem Lackmustest gleich. Das Pastoralteam war gefordert. Ausgestattet mit Pfarrvikar, Diakon und vier ehrenamtlich arbeitenden Frauen und Männern musste die Pfarrei, die rund 15 000 Gläubige zählt, professionell geführt und das seelsorgerische und liturgische Angebot aufrechterhalten werden. Pfarrvikar Theo Wolber und Diakon René Brockers übernahmen kurzerhand Gottesdienste und spendeten die Sakramente. Die Ehrenamtlichen verantworteten weiterhin die übrigen Dienste: angefangen bei der Kommunion- und Firmvorbereitung bis hin zu Angeboten für Senioren. Zudem wurde alles dadurch noch erschwert, dass die enormen Corona-Auflagen erfüllt werden mussten. Hausbesuche konnten so gut wie gar nicht stattfinden.
„Wir haben uns in der Regel einmal im Monat persönlich zur Absprache und Planung getroffen – auf Abstand versteht sich“, erzählt das Team. Zwischendurch mussten E-Mails und Telefonate genügen. Der schnellen und reibungslosen Abstimmung habe dies dennoch keinen Abbruch getan, heißt es in Wegberg. Fragen wurden offen und schnell geklärt. „Es funktionierte, weil das System schon vorher so ausgerichtet war, dass die Aufgaben auf viele Schultern verteilt waren und jeder wusste, was zu tun war“, betont Pfarrer Tran.
Auch die zehn Ortsausschüsse, verantwortlich für das Gemeindeleben und verwaltungstechnische Aufgaben, arbeiteten per Satzung in hoher Eigenständigkeit. Ebenso wie die Trägervertreterinnen und - vertreter der sechs Kindertageseinrichtungen und des Jugendzentrums, die sich eng mit der Koordinatorin Silvia Stapper abstimmten.
Selbstverständlich habe seine Auszeit dem Team sehr viel abverlangt, räumt Franz Xaver Huu Duc Tran ein und lobt die enorme Leistung während seiner Abwesenheit. Ohne dieses funktionierende Netzwerk jener Frauen und Männer, die sich in besonderer Verantwortung eigenständig ehrenamtlich engagieren, wäre diese Zeit kaum zu stemmen gewesen. Insgesamt kann sich die Pfarrei auf rund 1000 Menschen stützen – ein ungeheuer großes Engagement, das seinesgleichen sucht.
Das Ehrenamt nehme in den Gemeinden traditionell eine starke Position ein. „Wir müssen das nicht üben“, sagt Tran und betont, dass dies nicht seine Leistung sei. Es sei ihm vielmehr gelungen, die Tradition und die schwindenden Ressourcen aufzugreifen und in einen neuen Rahmen zu setzen. Anders gesagt: Es gibt schon längst nicht mehr genügend hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen. Insofern könne es keinen Zweifel an einem notwendigen Paradigmenwechsel geben: Das Hauptamt muss seine Haltung und Arbeitsweise radikal ändern. Ehrenamt und Eigenverantwortung heißt die Losung für die Zukunft.
Willibert Jansen, der sich ebenfalls ehrenamtlich engagiert, lässt daran keinen Zweifel. „Die Menschen können selber entscheiden, wo, wann und wie lange sie unterstützen. Und wenn sie kommen, dann heißen wir sie herzlich willkommen!“ Er selbst leitet das Hilfsprojekt Sankt Martin hilft, das neben Gemeindemitgliedern auch Geflüchtete unterstützt. Für Hedwig Klein steht eins außer Frage: „Uns Engagierten wird hier in Wegberg ein ganz besonderes Vertrauen entgegengebracht.“