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Veränderung braucht Beharrlichkeit, Überzeugung und Geduld:Die Pfarrei Heilig Geist Jülich auf dem Weg zum Pastoralen Raum.

„Gemeinsam Kirche sein mit den Menschen in Jülich - Pfarrei Heilig Geist auf dem Weg - an vielen lebendigen Orten von Kirche“ – mit dieser prägnanten Formel lässt sich das Ziel des Pastoralkonzepts der Pfarrei Heilig Geist in Jülich auf den Punkt bringen.
In der Pfarrei Heilig Geist Jülich steht der Team-Gedanke im Vordergrund
Datum:
16. Aug. 2023

Verabschiedet wurde es bereits 2012 – und damit war die Pfarrei den Entscheidungen des Bistums ein gutes Stück voraus. „Ich hätte es manchmal schon gerne ein bisschen schneller gehabt“, sagt Thomas Surma, Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Denn, so betont er, „wenn Dinge lange liegen bleiben, geraten sie schnell in Vergessenheit, und das kann zwischendurch auch ganz schön anstrengend sein.“ So hofft nicht nur er auf eine zügige Umsetzung der Richtungsentscheidungen, die der Synodalkreis getroffen hat. Denn die Pfarrei Heilig Geist Jülich ist viele Schritte hin zu einem Pastoralen Raum bereits bereits in den zehn Jahren seit der Fusion im Jahre 2013 gegangen und möchte diesen Weg konsequent weitergehen.

16 Gemeinden mit 18.000 Katholiken – und vielen Orten von Kirche

Zur Pfarrei Heilig Geist gehören 16 Gemeinden und 18.000 Katholiken – groß und unübersichtlich auf den ersten kurzen Blick. Doch der Blick des Pastoralteams und der pfarrlichen Gremien (GdG-Rat und Kirchenvorstand) zielt auf die verschiedenen Orte von Kirche, die sich wie ein Netzwerk über den Jülicher Raum ziehen. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt bilden diese eine Einheit durch die Vernetzung in Pastoral und Verwaltung. So wird aus Weite Nähe, und die Verantwortlichen sichern so die Gesamtorganisation der Pfarrei.

Es geht nur im Team

Die Leitung in der Pfarrei Heilig Geist ist derzeit delegiert an die Verwaltungs-Koordinatorin Dagmar Stettner, Pfarrer Konny Keutmann, Pastoralreferentin Barbara Biel und Thomas Surma aus dem Kirchenvorstand. Dies hat Pfarrer Josef Wolff noch in die Wege geleitet, bevor er Jülich verlassen hat. Ein Team, bestehend aus Mitgliedern mit unterschiedlichen Professionen und Talenten – so wie es auch der Beschluss des Synodalkreises für Leitungsteams von Pastoralen Räumen vorsieht. Dieser Team-Gedanke ist für Jülich nicht neu: Schon Pfarrer Wolff hat nie alleine entschieden, sondern immer mit allen auf Augenhöhe nach Entscheidungen gesucht. Und trotzdem hat der ehemalige Leiter aufgrund der Fülle seiner Aufgaben den Rückzug angetreten. „Wir hätten uns gewünscht, dass das nicht passiert“, sagt Thomas Surma. Schon vor zwei Jahren hatten die Verantwortlichen aus Jülich beim Bistum darum gebeten, dass sie einen Verwaltungsleiter einstellen können, der den leitenden Pfarrer entlastet hätte. Die Fülle an Aufgaben, die nun auf die Schultern der Steuerungsgruppe verteilt sind, sind weiterhin groß. „So müssen wir einfach auch lernen, zu sagen, was nicht mehr möglich ist“, sagt Barbara Biel. 

Pfarrzentrum, Themenzentren und andere vielfältige Orte von Kirche 

Das heißt auf der einen Seite, sich von Kirchen zu trennen. 15 sind derzeit in Besitz der Pfarrei. Doch wie viele braucht es in Zukunft? Wie wird die Pfarrei Heilig Geist gestaltet? Darum geht es im Prozess „Heilig Geist 2030“, der 2018 ins Leben gerufen wurde. Seit vier Jahren wird auf die Entwicklung von Themenzentren für bestimmte Zielgruppen hingearbeitet, weil es mit territorialem Kirchturmdenken eben nicht mehr weitergehen kann in einer Kirche mit immer weniger Priestern, pastoralem Personal, Gottesdienstbesuchern und Gläubigen. Entstehen soll der Zentralort „Pfarrei-Zentrum mit City-Kirche“, die Themenzentren „Jugend“, „Familie“ und „Trauer/Begräbniskirche“. Für die Jülicher Verantwortlichen ist klar, dass „die Ortsteilgemeinden als Gemeinden im Basisbetrieb bleiben.“ Hinzu kommen viele andere Orte von Kirche, etwa Kindergärten, Schulen, Hochschule oder Verbände sowie diakonische Initiativen und Einrichtungen. Ganz wichtig: Synergieeffekte nutzen, betonen Barbara Biel und Thomas Surma. Vernetzung untereinander ist dabei genauso wichtig wie Kooperationen mit Verbänden, Vereinen und der Kommune. Vier Mal im Jahr trifft sich Thomas Surma im KV-Vorstand mit dem Jülicher Bürgermeister. Der regelmäßige Austausch garantiert, dass schnelle Entscheidungen getroffen werden können, wenn es darauf ankommt. „Das sind Synergieeffekte, die wir nutzen müssen“, ist Thomas Surma überzeugt. Die Vernetzung mit Kommune und Gesellschaft ist für Kirche wichtig, denn jeder Gläubige und jede kirchliche Gruppierung ist auch Mitglied der Gesellschaft und sollte sich persönlich in Kirche und Gesellschaft einbringen.

Nicht für die Menschen denken 

Wie sich die Themenzentren – vor allem „Jugend“ und „Familie“ – zurzeit entwickeln, daran arbeiten auch viele ehrenamtliche Engagierte mit, bringen sich und ihre Ideen ein. „Wir denken schließlich nicht für die jungen Menschen, sondern begleiten sie in ihrem Leben“, sagt etwa Eric Mehenga. Der Pastoralreferent und regionale Jugendseelsorger entwickelt mit Gemeindereferentin Esther Fothen die Jugendkirche „3.9zig“ in der Kirche St. Franz Sales weiter. Im Jülicher Norden entsteht ein Ort, an dem die Jugendlichen ihre Kirche selber gestalten können. „Jungen Menschen ist es wichtig, dass wir als Kirche Flagge zeigen und eine Haltung haben. Das gilt besonders mit Blick darauf, dass niemand wegen seines Geschlechts oder seiner Sexualität diskriminiert werden darf“, betont Eric Mehenga. Neben dem festen Standort in der Kirche St. Franz Sales soll es auch einen mobilen und digitalen Raum geben. „Wir wollen dorthin gehen, wo die Jugendlichen sind und nicht nur darauf warten, dass sie uns zu kommen“, erklärt Esther Fothen.

Wie gelingt die Veränderung? 

In Jülich ist also viel in Bewegung, vieles ist auf den Weg gebracht. Aber, so betonen alle einhellig: Veränderungen sind nie leicht. Sie sind mit Abschieden verbunden von von kirchlichen Vollzügen und Räumen, die immer schon so waren und einfach dazugehörten. „Es gilt, Perspektiven aufzuzeigen. Denn wir wollen die Menschen ja nicht verlieren“, sagt Thomas Surma. Veränderungen sind außerdem immer ein langer Prozess. „Darin braucht es Beharrlichkeit, Überzeugung und Geduld. Und man muss an diese Veränderungen glauben. Dann wird sich auch etwas Neues entwickeln“, betont Barbara Biel. Nun hängt es für das Team aus Jülich davon ab, wie die Entscheidungen zur Ausgestaltung der Pastoralen Räume ausfallen werden, dann ist auch klar, wie ihr eigener Weg weitergeht.