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Fragen und Antworten

Fragen und Antworten zum Gesprächs- und Veränderungsprozess aus einem Interview mit Generalvikar Dr. Andreas Frick im März 2023

Die Besetzung der Projektgruppen erfolgt nach Expertise der jeweiligen Fachbereiche. Für die meisten Projekte ist eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit notwendig, da es viele Schnittstellenthemen gibt. Es gibt Themen, die bis zum Jahresende bearbeitet werden, andere starten erst zeitversetzt. Wichtig ist, dass die Themen professionell miteinander verzahnt werden. Wir arbeiten künftig stärker denn je vernetzt.

 

Diese Pastoralstrategie gilt es zu erarbeiten. Sie wird Antworten auf die Frage geben: Wozu ist Kirche da?

Dass Menschen sich auf uns verlassen können, in der Seelsorge, in unseren Einrichtungen; mit einem tollen Support zwischen Dienstleistung und Aufsicht hier aus unserem Haus. Das haben wir uns in den sieben Jahren, in denen ich als Generalvikar hier bin, in der Zusammenarbeit mit Ihnen allen und der Mitarbeitervertretung erarbeitet. Wir haben vieles geschafft. Es war eine gute Zeit. Das ist die Ausgangssituation. Pastoralstrategie für die Zukunft heißt: Wie ist alles, was wir können und brauchen, von der IT-Ausstattung über ein gutes Immobilienmanagement bis hin zu den Finanzen weitsichtig in einem professionell aufgebauten Netzwerk zu verwalten und auszubauen? Mit einer Pastoralstrategie werden wir die Pastoral beschreiben und auf die Zukunft hin ausrollen.

Wenn wir die klassische Kirchenpyramide Papst, Bischöfe etc. einmal umdrehen und fragen, was wir den Menschen ermöglichen können, damit sie Lust haben, mitzumachen und sich zu beteiligen, dann sollen pastorale Räume als Netzwerk genau dies tun. Sie ermöglichen Orte von Begegnung und Befähigung, Orte von Leben, Orte von Kirche. Hier sind kleine, große, spontane oder langanhaltende Projekte möglich. Pfarreien sind die Ermöglichung, die vom Bistum her gestärkt werden. Wie genau das geht, erarbeiten wir noch in diesem Jahr. Die Frage ist Teil eines Projektauftrages

Wir sind ja schon in Veränderung. Wenn ich sehe, wie viele Frauen und Männer in unserem Haus, den Einrichtungen und darüber hinaus mit neuen, veränderten Berufen und Erfahrungen in unserer Mitarbeiterschaft sind. Das zeigt, dass wir eine Kirche in Veränderung sind. Im Bischöflichen Generalvikariat wird es immer Aufsichtsfunktionen und Zentralfunktionen geben, die ermöglichen. Wir werden künftig stärker Dienstleister sein, weil wir das Know-how haben, weil Kompetenzen zwischen Technik, Finanzen, Personalarbeit, Aus- und Fortbildung sowie Qualitätssicherung von Haupt- und Ehrenamtlichen gut vernetzt sind.

Im Synodalkreis haben 17 Frauen und Männer seit September letzten Jahres bis zum 9. Mai dieses Jahres mit einem herausragenden Commitment gearbeitet: Bischof, Ökonom, Dompropst aus der Leitungsebene, Vertreterinnen und Vertreter aus den diözesanen Räten, Jugendvertreter. Die dort gefassten Beschlüsse sind vor dem Hintergrund des Auftrags der Kirche, der Tradition des Bistums Aachen und der jahrelangen Arbeit der Prozessgruppen zu sehen. Es ist ein solides, gemeinsames Produkt, in dem Richtungsentscheidungen getroffen wurden, an denen jetzt weitergearbeitet werden kann und muss. Die pastoralen Räume sind der Versuch, die kooperative Pastoral des Bistums Aachen, die seit 20 Jahren in den GdG´s geformt hat, weiterzuentwickeln.

Es ist nicht einfach Fusion und weiter, es ist nicht einfach nur das bisherige GdG-Konzept. Sondern das Miteinander soll das Netzwerkdenken weiterentwickeln. Pastorale Räume sollen ein leistbares Netzwerk sein, einerseits umschrieben, aber nicht eng gefasst auf nur eine Kirche, nur eine Verwaltungsstruktur hin. Es wird ein Transformationsprozess. Aus dem Bestehenden wird etwas verändert. Es wird dadurch anders, aber nicht ganz anders, es wird aber nicht einfach nur eine Addition von neuen Ideen sein können, sondern muss zusammen weiterentwickelt werden.

Ich glaube, wir werden uns wundern, wie verdichtet das weitergehen wird. Ich denke da zum Beispiel an die Gruppe der Koordinatorinnen und Koordinatoren der Verwaltung. Wie immer Verwaltung weitergeht, wenn Priester in der Leitung von Verwaltungsaufgaben entlastet werden sollen, werden wir die Expertise von diesen Frauen und Männern dringend brauchen. Und darüber hinaus werden wir in den Regionen und den Kirchengemeinden mit all den kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gespräch bleiben.

Mein Bild von Beteiligung ist: die bekannten und geregelten Kompetenzen nutzen, stärken und weiter vernetzten. Wir werden kritisch beobachtet, aber ich merke auch, dass Leute, die jetzt schon Mitverantwortung beispielsweise im Synodalkreis übernommen haben, mithelfen werden, dass diese Kommunikation weitergeht.

Die Personen in der Verwaltung – der bischöflichen Verwaltung, der kirchengemeindlichen Verwaltung, den Verwaltungszentren, in den Verwaltungen der Kita-Träger – werden die anstehenden Aufgaben und die neu beschriebenen Zuständigkeiten am „Wozu Kirche?“ anpassen.

Sie werden in den nächsten Monaten Projektaufträge erarbeiten, wie Pfarreien gestärkt werden können, um im größeren Rahmen möglichst professionell handeln zu können. Die Mitarbeitenden des Generalvikariates werden daran beteiligt sein und informiert. Die Ergebnisse werden in den Synodalversammlungen diskutiert.

Es gibt an vielen Stellen eine gut funktionierende Zusammenarbeit, die z.B. in neu aufgesetzten Flutbüros sichtbar geworden ist. Zwischen Pfarrei, Ökumene, Maltesern und Diözesancaritasverband. In Spanien heißt das, was wir Caritas nennen „pastoral sociale“; Sozialpastoral. Sie macht Verkündigung glaubwürdig. Zusammenarbeit funktioniert aber nicht an allen Stellen. Wir müssen Modelle der Kooperation entwickeln und diese schärfen. Und auch in der Zusammenarbeit mit der Caritas gibt es nicht überall eine wirksame Vernetzung.

Das ist die alles entscheidende Frage, die uns umtreiben muss. Wir dürfen nicht in Selbstbestimmung erstarren. Nehmen wir das jüngste Angebot, eine App für Geflüchtete aus der Ukraine. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir aus der einen großen Flüchtlingswelle 2012 unsere Angebot auf die aktuelle Notlage übertragen konnten. Ich bin sehr froh, wieviele Initiativen vor Ort entwickelt werden. Keiner von uns kann alles gleichzeitig im Blick haben, aber wir wissen umeinander und können darauf vertrauen, in Not relativ schnell handlungsfähig zu sein. Das haben wir in der Flutkatastrophe bewiesen und das hat die Solidarität in der Ukrainekrise und in der Flüchtlingswelle gezeigt.

Vernetzung heißt: Wir müssen noch besser zuhören. Unsere Ressourcen sind Menschen mit ihren Lebensgeschichten. Und wir müssen uns immer wieder fragen: Was brauchen die Menschen jetzt? Lehrer arbeiten seit Corona anders, Schule ist digital, viele Schülerinnen und Schüler werden dadurch auch abgehängt, weil sie zuhause nicht die notwendige Unterstützung erhalten. Wir müssen die Themen und Probleme offen ansprechen, da sein und Lösungen anbieten. Zum vernetzten Denken gehört auch das vernetzte Arbeiten. Bei den Pastoralen Räumen bedeutet dies beispielsweise: Kitas, Büros, Kirchen – alles hat miteinander zu tun. Alles gehört zum Netzwerk der Kirche.

Die Arbeit war sehr anstrengend, aber unentbehrlich. Ständig neu durch Zuhören, Rückfragen und Verbesserungsvorschläge erkennen, wie Dinge wirksam werden, das fordert. Dass wir als Kirche in diese Auseinandersetzung, diese gemeinsame Arbeit, in dieses Ringen hinein gehen, ist wertvoll. Dahinter werden wir nicht mehr zurückbleiben.

Pastorale Räume - Fragen und Antworten

Die Vielfalt lebendiger Gemeinden an den verschiedenen Orten von Kirche zeichnet auch zukünftig die Kirche im Bistum Aachen aus. Angesichts der sich beschleunigt verändernden Rahmenbedingungen für die Kirche im Bistum Aachen steht im Fokus der Veränderung die zeitnahe Handlungsfähigkeit der künftigen territorialen Grundstruktur von rund 50 Pastoralen Räume und acht bis dreizehn Pfarreien, um diese vielfältigen Orte von Kirche besser zu vernetzen und zu fördern. 

Nur mit gestaltungsfähigen Leitungs- und Beratungsgremien im Pastoralen Raum können wir im Bistum Aachen zielgerichtet in die Zukunft investieren und die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen wirksam werden lassen. Die Etablierung dieser Leitungsgremien des Pastoralen Raums erfolgt daher zum 1. Januar 2024.

Da der Pastorale Raum die Aufgabe hat, die Orte von Kirche in einem Lebensraum zu vernetzen und zu fördern wird derzeit durch ein Projektteam aus Vertretern des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates, von Kirchenvorständen und der diözesanen Räte unter Leitung des Ökonomen bis Ende 2022 ein Konzept erarbeitet, in welcher Form die derzeit als Körperschaften öffentlichen Rechts bestehenden 326 Kirchengemeinden zukünftig unter anderem als Orte von Kirche im Pastoralen Raum organisiert sind (beispielsweise Würselen ist eine Kirchengemeinde, hat aber mehrere Orte von Kirche) und wie mögliche Übergangsphasen zu gestalten sind. Dies schließt zum einen die flächendeckende Aufhebung und Vereinigung von Kirchengemeinden per Dekret zum 1. Januar 2024 aus, verliert aber das Ziel notwendiger rechtlicher Veränderungen bis zum 1. Januar 2028 nicht aus dem Blick. Idealerweise erfolgt der Umsetzungsprozess durch die breite Basis, die subsidiär aufgestellt ist. 

Es gibt bereits heute gut funktionierende pastorale Räume, die exzellent, vernetzt und übergreifend gut zusammenarbeiten. Als Richt- und Grundgröße können rund 20 000 Katholiken/Katholikinnen genommen werden. Dies ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Wie das kirchliche Leben im großstädtischen, kleinstädtischen und ländlichen Umfeld künftig gedeihen oder ausgebaut werden kann, muss gut angeschaut werden. Wichtig ist auch, Sozialräume und kommunale Grenzen zu analysieren. Wenn die Pastoralen Räume definiert sind, werden auch die Adressaten der Zuwendungen konzeptionell bearbeitet. Dies erfolgt durch Einbindung der Kirchenvorstände und der Initiative „Kirche bleibt hier“. Insgesamt gibt es im Bistum Aachen rund 950 000 Kirchenmitglieder.

Die territoriale Grundstruktur des Bistums wird künftig aus rund 50 Pastoralen Räume bestehen, die die Orte von Kirche im Lebensraum vernetzen. Mehrere Pastorale Räume bilden dann gemeinsam eine Pfarrei. Die Pastoralen Räume stellen gemäß Beschluss des Synodalkreises Pastoral- und Wirtschaftskonzepte auf, so dass diese über Rechtsträger mit den nötigen Ressourcen (Finanzen, Personal, Immobilien) verfügen müssen. Diese Rechtsträger erhalten Zuweisungen und Zuschüsse aus Kirchensteuermitteln, die zusammen mit eigenen Erträgen der Rechtsträger das von diesen selbst verwaltete Budget ergeben. Wie diese Rechtsträger konkret aussehen können, wird in einem Projektteam aus Vertretern des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates, von Kirchenvorständen und der diözesanen Räte unter Leitung des Ökonomen bis Ende 2022 erarbeitet.

Wichtig in einem Leitungsteam sind klare Absprachen, Regelungen zu Zuständigkeiten und Befugnisse. Das Verhältnis und die Aufgabenteilung zwischen Haupt- und Ehrenamt in einem möglichen Leitungsmodell muss gut bedacht und festgeschrieben werden. Die Besetzung und die Konzipierung eines Leitungsteams muss so sein, dass die Arbeitsfähigkeit und der Bestand personenunabhängig ist. Wenn sich Konstellationen oder Rahmenbedingungen ändern, muss das Leitungsteam stabil bleiben. Es muss genau geschaut werden, dass Ehrenamtliche zeitlich und inhaltlich nicht überfordert werden. Die Fachlichkeit in einem Leitungsteam ist zu gewährleisten.

Insgesamt wurden bis Mitte September fünf Projekte beauftragt. 

  • Die Vermögensverwaltung der Pastoralen Räume, die gleichzeitig die Vermögensrechtsträger und der Vermögensstruktur der zukünftigen pastoralen Räume. 
  • Die Begriffsbestimmung von Orten und Kirchen.
  • Die Neukonzeption der Instrumente und Verfahren zum Einsatz des Personals in der Pastoral.
  • Die Entwicklung von zukunftsweisenden Leitungsformen und synodalen Beratungsgremien.
  • Die Erstellung eines Rahmenkonzepts zur diakonischen Verantwortung.

Darüber hinaus werden im Rahmen der Beschlüsse zahlreiche Arbeitsaufträge bearbeitet.

 

Die Regionalteams werden zum 1. Januar 2023 neu beauftragt. Zu hoffen ist, dass es eine hohe Kontinuität der Teams gibt. Anfang September hat der Pastoralrat darüber eingehend beraten. Die Beauftragung der Regionalteams endet am 31. Dezember 2027. In diesem Zusammenhang wird das  bestehende Regionalstatut bewertet und gegebenenfalls bearbeitet. Die Pastoralen Mitarbeiter und Ehrenamtliche sind dazu eingeladen, dieses gemeinsam weiterzuentwickeln. Das Ergebnis wird Ende Oktober auf der Gemeinsamen Konferenz vorgestellt. 

Zur Zeit erarbeitet eine Arbeitsgruppe einen Vorschlag zum Verfahren und der damit verbundenen Kriterien zur Findung der neuen Pastoralen Räume. Beides wird nach Beschluss des Synodalkreises in einer Gemeinsamen Versammlung 2023 vorgestellt werden. Die Zielperspektive, rund 50 pastorale Räume zu schaffen, ist durch den Synodalkreis klar definiert worden. Parallel dazu wird auch die Personaleinsatzplanung neu gedacht. Künftig werden nicht mehr, sondern weniger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im pastoralen Dienst sein. Im Rahmen des angestrebten Kulturwandels werden das Ehrenamt gestärkt und neue Führungs- und Leitungsmodelle in den Pastoralen Räumen entwickelt.