„Du könntest der oder die Nächste sein…“
„Danke für den Call, vielleicht gewinn'n sie ein Gepräch
Alle unsre Mitarbeiter schwimmen auf dem See
Doch ihnen wird die Zeit vertrieben
Drücken sie die zwei, fünf, sieben
...
Du könntest der oder die Nächste sein“
In solch einer Warteschleife zu hängen ist anstrengend. Das Warten in eine Ungewissheit hinein ermüdet, demotiviert und lähmt – schließlich ist es möglich, dass du gleich dran bist. Sicher kannst du dir allerdings nicht sein. Wie gut, dass es da einen Zeitvertreib gibt: einen neuen Ohrwurm.
In dem Vers „Du könntest der oder die Nächste sein“ – ohne die 257er überinterpretieren zu wollen – klingt aber für christliche Ohren noch ein weiteres an: die Frage nach dem oder der Nächsten. Bei Christ:innen löst diese Frage oft ein Suchen nach den Menschen aus, denen geholfen werden darf, denen einen Dienst getan werden muss, an denen sich die Nächstenliebe Ausdruck verleihen kann – die Suche nach einer Tat, die auf das Konto der guten Taten eingetragen werden kann.
Dieses Suchen kann genauso ermüdend sein wie eine Warteschleife. Vielleicht ist sie das sogar: eine Warteschleife auf die Gelegenheit, dass der Glaube ins Tun kommen könnte. Am Ende bleiben die Suchenden passiv und all das mögliche Potential kann sich vielleicht aber nicht mit Sicherheit entfalten. Ist solche Suche bloßer Zeitvertreib?
Vielleicht braucht die Suche nach dem oder der Nächsten aber auch nur einen neue Ausrichtung, eine neue Zielperspektive. Weg von „Du könntest mein Nächster oder meine Nächste sein“ hin zu „Wie kann ich dir zur Nächsten oder zum Nächsten werden?“
Gott der Zuwendung, schenke uns die Gnade einer neuen Perspektive auf uns selbst und auf andere. Lass in uns wachsen, wie wir einander mit unseren Talenten auf vielfältige Weise Nächste sein können. Stärke unsere Zuwendung zueinander. Amen.