Drei Fragen an Dr. Mark Brülls:Eine konsequente Hinwendung zu den Menschen

Was bedeutet Sozialraumorientierung? Warum ist das wichtig?

Das Konzept der Sozialraumorientierung beinhaltet eine konsequente Hinwendung zu den Menschen vor Ort und zielt auf eine Verbesserung ihrer Lebenssituationen. Dafür wird der Ansatz des Empowerments genutzt. Die Menschen sind die Expertinnen und Experten für ihr Leben und ihr soziales Umfeld, sodass sich die Ziele der Arbeit ausschließlich aus ihren Interessen ergeben. Das Menschenbild ist ressourcenorientiert und setzt auf die jeweils vor Ort vorhandenen Kräfte, die durch Kooperation und Netzwerkarbeit unterstützt und gefördert werden.

Was zeichnet einen Sozialraum aus bzw. welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um von einem Sozialraum sprechen zu können?

Sozialräume in diesem Sinne sind keine festgelegten territorialen Einheiten, sondern definieren sich über die Wahrnehmungen, die die Menschen in und zu ihrem Lebensumfeld haben. So können Sozialräume unterschiedliche Zuschnitte und Umfänge haben, wie z.B. eine Bushaltestelle, an der sich täglich zur gleichen Zeit dieselben Menschen treffen, oder die Nachbarschaft eines Spielplatzes.

Was unterscheidet einen kirchlich definierten Sozialraum von einer städtischen Quartiersentwicklung?

Kommunale Quartiersentwicklung geschieht häufig über staatlich geförderte Programme, die Zuschnitte, Inhalte und Methoden vorgeben. Die Chance kirchlicher Sozialraumorientierung liegt in der Freiheit von Vorgaben und damit in der konsequenten Hinwendung zu den Menschen.