Eingezogen
Wer hätte das gedacht: da waren wir 10 Tage in Urlaub und schon wird unsere auf der Veranda in einer Ecke geparkte Wäschespinne zum Wohnraum umfunktioniert. Gut, dass sie direkt neben unserer Schiebetür steht.
Ruhiges Brüten ist für Familie Amsel, die dort eingezogen ist, seit unserer Rückkehr nicht mehr möglich. Der Garten ist bei trockenem Wetter beliebtester Tobeort der beiden Kleinkinder. Die Schiebetür der einzige Weg dorthin. Bis zu 14 Tage Brutzeit und noch einmal so lang Brutpfleg...
Das sind herrliche Aussichten: für einen Monat über den Zaun in den eigenen Garten steigen.
Das sind herrliche Aussichten: Wenn alles gut geht, haben wir bald vier kleine Amseln.
Die auch im Garten heimischen Eichhörnchen werden von unseren Kindern nun mit Argwohn beobachtet: „Die mögen Eier essen!“ sagt Kind 1. „Nicht möchte!“ sagt darauf Kind 2. „Die Amselmama will zurück zum Nest. Sie ist der beste Schutz für die Eier“, sage ich und scheuche die beiden Richtung Sandkasten.
Wir lernen miteinander Rücksicht. Trotz rücksichtslosem Einzug. Weil da etwas Wundervolles sich Raum genommen hat. Das erahnen wir, kennen wäre zu viel gesagt.
Wie sehr wünsch’ ich mir das auch für unsere Kirche: dass wir einander Raum geben. Nebeneinander. Rücksicht nehmen auf das, was im Moment dran ist. Miteinander wachsen. Schließlich kann das Unerwartete, das vielleicht Rücksichtslose, das selbe Ziel haben: ad maiorem Dei gloriam (lat. zur größeren Ehre Gottes).
Ich glaube, die Amseln würden mir zustimmen.
Katharina Veltmann, Geistliche Begleitung im „Heute bei dir“-Prozess