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Ermahnendes Gedenken

Am 27. Januar ist der Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Tag erinnern wir uns, dass die Qual durch Verfolgung und Folter, durch Vertreibung, durch Gewalt und Krieg nicht zu relativieren oder gar zu leugnen ist. Sie ist Realität. Und diese Qual ist auch heute noch Realität!
Auschwitz
Datum:
24. Jan. 2023

Zugleich bleibt die drängende Frage, wie können wir mit dieser Realität umgehen, als nachfolgende Generationen, als Überlebende und als Leidtragende und Zeugen aktueller Qual.

Biblisch ist die einzunehmende Haltung aus dem Glauben heraus eindeutig. So schreibt schon Jesaja: „Wer im Dunkeln lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. […] Fürchtet euch nicht vor der Beschimpfung durch Menschen, erschreckt nicht vor ihrem Spott.“ (Jes 50,10 und Jes 51,7)

Auf Gott vertrauen und sich auf ihn verlassen. Wer das nicht tut, gibt bereits preis, was das Wichtigste im Leben ist: die Zusage der Nähe Gottes, der Liebe Gottes in seinem Namen „Ich bin da“, auch und gerade in Leid und Unglück.

Wer zurückweicht, sich zurückzieht, sich versteckt oder die Augen vor der Realität verschließt, wirft diese Zuversicht weg und gibt alles preis, wofür Jesus einsteht: Jesus hat sich ganz den Seinen zugewandt. Er hat hingesehen und ausgehalten mit denen, die leiden, mit allen, die schwach sind, die Angst haben, die bedroht oder verfolgt werden, auch mit unseren jüdischen Geschwistern im Glauben vor nicht ganz so langer Zeit in den Vernichtungslagern.

Aufstehen! Für das einstehen, was gut ist! Sich gegen Unrecht wehren, das immer Unrecht bleibt, auch wenn es mit schönen Worten verdeckt wird. Das ist zutiefst christlich. An dem festhalten, was uns im Glauben geschenkt ist: Hoffnung und Zuversicht. Zuversichtlich bleiben, dass sich etwas ändert, wenn wir uns verändern, und dass diese Veränderung zum Guten sein wird.

Die Bibel, erstes und zweites Testament, tröstet an diesem Tag des Gedenkens nicht nur mit der Zusage der Nähe Gottes im Leid. Das zweite Testament ermahnt vor allem uns Christinnen und Christen, also jene, die in der Nachfolge Christi gehen, deutlich: Weicht nicht zurück vor denen, die sich selbst über alles erhöhen – über andere Menschen, über das Leben, über den Glauben, über die von Gott geliebte Schöpfung und sogar über Gott selbst. Das Evangelium fordert ein und bestärkt: Bleibt standhaft, glaubt und handelt aus diesem zuversichtlichen Glauben heraus! Denn „wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ (Lk 21, 19)

Katharina Veltmann