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Den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung mit Leben füllen :GdG Herz Jesu in Rheydt-West strebt Umweltzertifizierung an

„Im Bereich der Katholischen Gemeinden sind wir wahrscheinlich die erste Gemeinde, die versucht, sich nach diesem System zertifizieren zu lassen“, erläutert Marco Köhler, Mitglied im Bauausschuss des Kirchenvorstands der GdG Herz Jesu Rheydt-West. Was Köhler damit meint, ist der Grüne Hahn, ein Umweltmanagementsystem der Evangelischen Kirche, welches sich an die EMAS-Kriterien (Eco-Management and Audit Scheme) anlehnt.
Als Team liegt ihnen der Gedanke von Umweltschutz und Nachhaltigkeit am Herzen (v.l.): Sonja Pfeiffer, Daniel Scherer (Gemeindereferent), Sven Gelißen, Marco Köhler, Rainer Sperling und Stefan Winkelmann. Nicht mit auf dem Bild, aber auch mit dabei: Petra Thomson und Lisa Bischoffs.
Datum:
8. Aug. 2023

Bundesweit sind bereits viele evangelische Gemeinden in das System eingegliedert. „Wir sind sehr dankbar, dass wir uns an dieses funktionierende System angliedern konnten“, betont er.

Gemeindereferent Daniel Scherer kannte das System des Grünen Hahns bereits aus einer evangelischen Gemeinde in seiner Heimat und stellte es 2021 den Gremien in Rheydt vor. Schnell fand sich ein kleines Team, das den Gedanken von Umweltschutz und Nachhaltigkeit stärker forcieren wollte. „Beim allerersten Treffen gab es auch kontroverse Diskussionen, ob das die Aufgabe eines GdG-Rates ist. Da war auf einmal das Gefühl im Raum: „Wir werden zum Naturschutzverein und vergessen unseren kirchlichen und religiösen Auftrag.“ erzählt Sonja Pfeiffer vom GdG-Rat Herz Jesu Rheydt. Doch es kristallisierte sich schnell heraus, dass die Arbeit von denen, die mitmachen, zu leisten sei. „Und es wurde deutlich: Wir wollen Gottes Auftrag annehmen, die Schöpfung bewahren und das Thema auch zu den Menschen bringen, die kirchenfern sind. Denn mit diesen Gedanken sind wir nicht alleine auf der Welt“, bekräftigt die 48-Jährige.

In beiden Gremien, GdG-Rat und Kirchenvorstand, wurde das Thema schließlich positiv aufgenommen und auch von hauptamtlicher Seite unterstützt. Acht Personen gehören zum  Umweltmanagement-Team. Darunter auch die Koordinatorin der Verwaltung, so dass ein einfacher und zügiger Zugriff auf Verbrauchsdaten und allumfassende Gebäudekenntnisse möglich ist.

Schnell wurde klar, dass das Thema professionell und gezielt angegangen werden sollte. Dazu arbeiteten sich die Interessierten erst einmal selber in das Thema ein. Denn niemand kannte sich mit Umweltmanagementsystemen aus. Zu den ersten Vortreffen waren auch Vertreterinnen und Vertreter des evangelischen Nachbargemeinde Mönchengladbach-Rheydt eingeladen. Aus Kapazitätsgründen streben sie selbst allerdings noch keine Zertifizierung an, unterstützen das Anliegen der GdG Herz Jesu aber mit allen Kräften. „Ein gemeinsamer Einstieg ist leider nicht gelungen, trotzdem versuchen wir, bei all unseren Aktionen die evangelische Gemeinde mitzunehmen“, unterstreicht Marco Köhler.

Seit Oktober 2022 trifft sich die Gruppe des Umweltmanagements nun regelmäßig einmal im Monat, um die Belange des Grünen Hahns zu besprechen und die Notwendigkeiten zu erfüllen. „In unserer Gruppe gibt es ein großes Engagement, Gottes Schöpfung in allen Bereichen intensiv zu betrachten und nicht nur die Formalien zur Zertifizierung zu erfüllen, sondern das Ganze mit Leben zu füllen“, bekräftigt Köhler. Gemeinsam mit Sonja Pfeiffer wurde er von den Gremien als Ansprechpartner und Umweltmanagementbeauftragte bestätigt. „Natürlich haben wir keine Entscheidungsgewalt. Wenn es um offizielle Maßnahmen geht, müssen die natürlich von den Gremien auch bestätigt werden.“ Doch das Team spürt, dass die gesamte Gemeinde hinter ihnen und den Ideen steht.

Wer sich mit dem Grünen Hahn zertifizieren will, muss bestimmte Anforderungen des Systems erfüllen. Darunter fallen zum Beispiel die Analyse von Gebäuden, die Erfassung von Daten über eine Software des Grünen Hahns und die Erstellung eines Umweltmanagementberichts. An ihm wird gerade intensiv gearbeitet. Bis Ende August wird die Gruppe einen Maßnahmenkatalog mit mittel- und langfristigen Zielen erstellen. Ob die Begrünung von Dachflächen, die Sanierung der Heizungsanlage, Elektrotankstellen für Fahrräder oder eine Photovoltaikanlage: Die Palette an Möglichkeiten ist groß. „Wir schreiben gerade den Umweltbericht, in dem die Maßnahmen eingetragen werden, mit denen wir uns zertifizieren lassen wollen. Nach einer gewissen Zeit wird dann überprüft, was in welchem Maße erreicht worden ist. Große Maßnahmen wie beispielsweise ein Photovoltaikanlage dauern länger, während kleine Maßnahmen wie intelligente Heizungsventile, die Verwendung von Recyclingpapier oder die Umstellung auf LED-Technik schneller umgesetzt werden können“, berichtet Marco Köhler.
Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, den Gedanken der Nachhaltigkeit und den Umweltschutz in die Gemeinde zu tragen. Die Mitglieder des Teams stellten sich dazu der Gemeinde in einem Gottesdienst vor und organisierten im Anschluss daran eine kleine Eröffnungsveranstaltung. „Es sollte etwas Informatives und etwas zum Mitmachen sein“, berichtet Sonja Pfeiffer. Ein Programm wurde überlegt, z.B. mit Schautafeln zu Reinigungs- und Pflegemitteln im Haushalt oder zur Renaturierung von Steingärten. Außerdem gab es Aktionen für Kinder wie eine Malwettbewerb, den Bau von Insektenhotels oder das Formen von Samenkugeln für Blühwiesen. „Mich hat an dem Thema sehr gereizt, dass man den Auftrag zu Bewahrung der Schöpfung wirklich mit Leben füllen kann. Die Schöpfung zu bewahren liest sich zwar wunderbar, aber dies bereits in kleinen Schritten zu machen, Blühwiesen anlegen, nachhaltig kochen, mit den Menschen und für die Menschen etwas Gutes tun, macht mir sehr viel Spaß“, so Sonja Pfeiffer.

Das Resümee: die Teilnahme und das Interesse der Gemeinde waren sehr gut. Und die Aktion strahlte über die Gemeinde und deren Gebäude hinaus in das Stadtviertel, in die Häuser und Gärten der Menschen vor Ort. „Das sind Themen, die Menschen interessieren, über die sie mit der Gemeinde in Kontakt bleiben wollen, bei denen sie sich sinnvoll einbringen können.“

Auch wenn der Grüne Hahn eine Initiative der Evangelischen Kirche ist, war es für die GdG Herz Jesu kein Problem, dort einen Zugang zu bekommen. Unter anderem Dank der Unterstützung des Evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss. Seitens des Bistums Aachen ist die Idee, dass die Gemeinde in Rheydt-West in gewisser Weise ein Pilotprojekt ist. „Wenn die Erfahrungen gut sind, streben wir eine Ausweitung auf mehr Gemeinden an“, erläutert Burchard Schlömer,
Referent im Fachbereich Kirche in der Gesellschaft der Abteilung Grundfragen und -aufgaben der Pastoral des Bischöflichen Generalvikariates Aachen.