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„Gemeinsam Gehen": Eröffnungsworte von Bischof Dr. Helmut Dieser

Synodalversammlung in Haus Overbach
Datum:
13. Okt. 2021

Sehr geehrte Mitglieder der Synodalversammlung, 
liebe Schwestern und Brüder im Glauben an Christus, 

ich begrüße Sie alle herzlich zu unserer heutigen Ersten Synodalversammlung zum Abschluss der zweiten Phase unseres Heute-bei-dir-Prozesses „Wir wollen uns verändern“. 

Acht Basis-Arbeitsgemeinschaften haben in dieser zweiten Prozessphase zu acht Themen gearbeitet, die aus der ersten Phase: „Wir wollen reden“ gewonnen worden waren. Dazu vier AGs im Bischöflichen Generalvikariat zu vier Querschnittsthemen, die alle betreffen. In der Form von so genannten Roadmaps sind die Ergebnisse der Basis-AGs gebündelt und vor den Sommerferien veröffentlicht worden. Ich danke an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich den Mitgliedern der Basis-AGs für ihre Arbeit! Durch die Fülle des Stoffs und zusätzlich durch die Corona-Auflagen war ihre Arbeit mühsam und sie mussten viele Lasten und Schwierigkeiten tragen und meistern! Wie werden aus den Roadmaps nun Entscheidungen für unser Bistum? Wie kommen wir auf der Diözesanebene zu Grundlagenentscheidungen, die dann auf den regionalen und den gemeindlichen Ebenen unseres Bistums subsidiär aufgegriffen und auf die je eigenen Verhältnisse angewandt werden können? Die Antwort lautet und kann auch gar nicht anders ausfallen: synodal. 

Unser Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute-bei-dir“ fügt sich damit ein in den Aufruf unseres Papstes, die Kirche insgesamt ihrem Wesen nach als synodal zu begreifen und auch wirklich so zu erleben. Viel wichtiger als Dokumente und Papiere sind unserem Papst synodale Erfahrungen, die wir machen, die den Traum von einer Kirche, bei der sich alle beteiligen können und wollen, wahr machen, den Traum von einer Kirche, die gemeinsam gehen will, die gemeinsam über das Verharren im Bisherigen hinaus gelangen will, um aus der Kraft des Heiligen Geistes heute das Evangelium Jesu zu leben und zu verkünden. 

Gemeinsam Gehen, das ist eine Kurzformel unseres Papstes, die er zuletzt der gesamten Weltkirche anbietet mit dem Ausrufen eines weltweiten synodalen Weges, der dann in eine Bischofssynode 2023 einmünden soll. Gemeinsam Gehen, für uns im Bistum Aachen wird das konkret in der Weise, wie wir die Ergebnisse und dann die Umsetzung der Ergebnisse in der dritten Phase “Wir wollen handeln“ gemeinsam gewinnen und auf den Weg bringen. Wie Sie alle wissen, haben wir dazu den Synodalkreis eingerichtet. Dort machen wir uns die so genannte Konsentmethode zu eigen: So wollen wir die Roadmaps der Basis-AGs bearbeiten und zu einwandfreien Lösungen kommen, darüber erfahren Sie heute mehr. Wichtig ist jedenfalls: der Synodalkreis steht unter dem Anspruch, dass wir dort gemeinsam zu Entscheidungen für unser ganzes Bistum gelangen. Als Bischof bin ich eine Stimme im Synodalkreis. Doch er sammelt nicht Stimmenmehrheiten, sondern er bahnt gemeinsame Entscheidungen an, gegen die keine Stimme im Kreis mehr einen schwerwiegenden Einwand anbringen muss. Das geht nur, indem wir uns einerseits von der Moderation streng in die Methode einführen lassen und andererseits wirklich freimütig sprechen und intensiv einander zuhören, also eine geistliche Haltung und Erwartung hegen: Was will Gott von uns? Worin erkennen wir die Stimme des Heiligen Geistes? Welche Veränderungen, Überraschungen, neue Erkenntnisse lässt er reifen, die alle als solche auch annehmen können? Unsere heutige Synodalversammlung steht unter der altkirchlichen Idee: Was alle angeht, muss auch von allen beraten werden. 

Sie haben heute Gelegenheit, Personen aus den Basis-AGs und aus dem Synodalkreis zu begegnen und Ihre Anregungen zu den Roadmaps und zu den Querschnittsthemen der vier BGV-AGs hinzuzufügen. Zugleich sind die Mitglieder des Synodalkreises heute alle sehr aufmerksam Ihnen gegenüber: Wir wollen Ihre Anregungen zu den Roadmaps hören und sie mit in die entsprechenden Beratungen des Synodalkreises nehmen. Nachdem der Synodalkreis seine Arbeit dann Ende März abgeschlossen haben wird, werden Sie erneut zur Synodalversammlung eingeladen: Zum Einen, um Ihre Resonanz zum Ganzen zu geben, zum Andern, damit die Mitglieder der diözesanen Räte ihre Voten zu den Beschlüssen fassen und abgeben können. Diese kirchenrechtlich gesicherten Rechte und Pflichten werden ja vom Heute-bei-dir-Prozess nicht angetastet. 

Nun danke ich Ihnen allen herzlich, dass Sie heute, am freien Samstag, hier nach Overbach gekommen sind und Ihre Zeit und Ihr Interesse an der gemeinsamen Sache einbringen wollen! Ich hoffe, wir machen heute und im weiteren Verlauf der nächsten Prozessphase solche Erfahrungen miteinander, von denen der Papst spricht: Synodalität als Stil, als Haltung, als gemeinsames Gehen in einer Welt, die soviel Spaltung, Bedrohung Dialogabbrüche und Gewalt erlebt. Synodalität als immer neues Hinausgehen über den eigenen Kreis auf die zu, die übersehen oder am Rande sind. Synodalität als Erfahrung des Gemeinsam Gehens als Volk Gottes, das den gleichen Geist Jesu Christi kennt und erwartet. Synodalität als Erfahrung von Gemeinsamkeit und Lebendigkeit als Kinder Gottes, weil wir berufen sind, am göttlichen Leben von Vater, Sohn und Heiligem Geist teilzunehmen und davon Zeugnis zu geben. 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!