Aus dem Synodalkreis:„Geradezu Futuristisch“
Die Ergebnisse der BAG 5 „Geschlechtersensible Haltung“ sind im Synodalkreis diskutiert worden. Sind Sie zufrieden?
Dolić: Zufriedenheit sieht anders aus. Aber umgekehrt gilt: Wir haben wirklich das Bestmögliche herausgeholt und damit können wir uns schon sehen lassen. Aber grundsätzlich gilt doch die Frage, ob wir von gendersensibel oder gendergerecht sprechen und auch deutlich darüber, wo in der Kirche heute immer noch Diskriminierung stattfindet. Einen großen Gegensatz sehe ich darin, wie Diskriminierung von jedem einzelnen empfunden wird und wo sie tatsächlich passiert. Das ist nach meiner Einschätzung ein großer Wahrnehmungspunkt in der Diskussion. Die Ergebnisse des BAG-Berichts halte ich für sehr solide; gerade vor dem Hintergrund, ein sehr komplexes Thema auf gerade einmal 18 Seiten zusammenzufassen. Zudem reden wir hier nicht nur über ein innerkirchliches, sondern auch über ein gesamtgesellschaftliches Thema. Die Kirche ist hier einfach in der Pflicht, glaubwürdig zu sein und eine fundierte Position abzuliefern.
Es ist viel über Haltung diskutiert worden. Wo bleiben die Forderungen nach Strukturveränderungen?
Scholten: Das ist eine spannende Frage, weil die ‚Haltung‘ innerhalb des Synodalkreises auf sehr unterschiedliche Weise interpretiert wird. Nehmen wir allein den Begriff ‚Diskriminierung‘, den jeder anders auslegt. Erst wenn wir uns alle auf eine bestimmte Grundhaltung geeinigt haben, können wir auch eine Strukturveränderung andenken. Den BAG-Bericht halte ich in diesem Punkt für geradezu futuristisch, weil er einen guten Abriss darüber gibt, wie die gesellschaftliche Debatte und das gesellschaftliche Leben außerhalb der „Kirchen-Bubble“ geführt wird.
Die Lebenswirklichkeit kennt Frauen in Führungspositionen. Die Quoten-Diskussion ist allgegenwärtig. Warum hat die BAG 5 so wenig auf das Thema „Partizipation von Frauen in Kirche“ abgehoben?
Klütsch: Ich denke, dass dieses Thema mit der Frage nach Gendergerechtigkeit abgedeckt ist. Es geht nicht mehr nur um die Partizipation von Frauen, sondern grundsätzlich um Gerechtigkeit für alle Menschen, so, wie sie sind. Es geht nicht mehr um die Binarität von Mann und Frau, sondern um Diversität