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Fluthilfe im Bistum Aachen: eine erste Bilanz :Knapp 5 Millionen Euro wurden ausgezahlt / Unterstützung wird noch Jahre dauern

Der 14. und 15. Juli 2021 werden langfristig und kollektiv im Bistum und anderen Regionen Westdeutschlands im Gedächtnis bleiben. Die Flutkatastrophe hat in den Regionen Eifel, Aachen-Stadt und –Land, Heinsberg und Düren-Jülich Schäden von unvorstellbarem Ausmaß hinterlassen. Besonders stark betroffen sind sowohl die Region Eifel als auch die Städte Eschweiler und Stolberg. Einige Menschen haben ihr Leben, viele ihre Existenzgrundlage verloren.
Fluthilfe
Datum:
26. Jan. 2022

In den ersten Wochen galt es vor allem, Soforthilfe für betroffene Menschen vor Ort zu leisten. Bereits in den ersten Tagen nach der Flut wurden Finanzhilfen – teilweise als Barauszahlungen – geleistet, etwa für Lebensmittel oder trockene Kleidung. Arbeitsmarktpolitische Träger stellten Aufräumtrupps und Transportkapazitäten zur Verfügung. Für traumatisierte Betroffene wurde psychologische Hilfe organisiert.

Knapp 5 Millionen Euro für 4.500 Haushalte

Während dieser ersten Tage und Wochen spendeten Menschen aus ganz Deutschland für Betroffene und den Wiederaufbau. Die Geschäftsstelle des Diözesancaritasverbandes verwaltet drei dieser Spendentöpfe: NRW hilft!, den Solidaritätsfonds des Bistums und aufgeteilte Spendenmittel von Caritas International. Ob Elektrogeräte, Möbel oder Kleidung: Mit diesen Spenden wird die Grundversorgung der Betroffenen sichergestellt. Bisher haben davon knapp 4.500 Privathaushalte profitiert. 

Insgesamt sind mehr als 4,9 Millionen Euro an Betroffene ausgezahlt worden, darunter zählen auch die vom Bistum gesammelten Spenden des Solidaritätsfonds für Familien, Kinder und Jugendliche in Höhe von über 620.000 Euro. 

Mithilfe dieser Spenden konnten zahlreiche Familien beginnen, erneut ein selbständiges Leben aufzubauen. In der Katastrophenbewältigung kommt erschwerend hinzu, dass Baumaterial immer teurer wird und teilweise nur sehr schwer zu bekommen ist. Ebenso sind qualifizierte Baufachberaterinnen und -berater und Gutachterinnen und -gutachter für den Wiederaufbau mehr als ausgelastet.

Arbeit vielfältig und fordernd

Deutlich wird auch: Eine finanzielle Unterstützung alleine reicht bei weitem nicht aus – es braucht auch eine starke psychosoziale Begleitung und Beratung. Die lebensbedrohlichen Erfahrungen haben viele Menschen, darunter vor allem Kinder und Jugendliche, stark traumatisiert – Flüchtlinge aus Krisen- und Kriegsgebieten retraumatisiert. Mithilfe der Spenden von Caritas International konnte die Caritas im Bistum Aachen Fluthilfebüros in den Regionen aufbauen, die aufsuchende und begleitende Sozialarbeit für Betroffene leisten. Die Arbeit der Fluthilfebüros ist vielfältig und fordernd. Es geht dabei um die Unterstützung bei Finanzhilfeanträgen (Spendenanträge, Anträge auf Wiederaufbauhilfen des Landes), um psychosoziale Begleitung, Schuldnerberatung, Beratung und Begleitung in Versicherungsfragen und Baufachfragen. Damit auch betroffenen Menschen geholfen wird, die die Hilfsstrukturen und –systeme nicht eigenständig aufsuchen können, etwa aufgrund von Trauer, Scham, Überforderung oder sprachlicher Barrieren, geht die Caritas von Haus zu Haus, spricht mit den Betroffenen und bietet umfangreiche Hilfe an.

Auch die Ehrenamtsstrukturen der Caritas, zum Beispiel in der gemeindlichen Pfarrcaritas, der Gemeindesozialarbeit haben sich in der Krise bewährt. Sie kannten die örtlichen Gegebenheiten und hatten direkten Zugang zu den Betroffenen und konnten Hilfen vermitteln.

Unterstützung wird noch Jahre dauern

Die Fluthilfe und der Wiederaufbau stecken auch nach sechs Monaten noch in ihren Anfängen. Sowohl Angebote der Finanzhilfe als auch die der Beratung sind nach wie vor wichtige Dienste für Betroffene. Der Wiederaufbau eines Zuhauses und die psychische Verarbeitung dieser lebensbedrohlichen Notsituationen der Betroffenen stehen an erster Stelle. Zur Individualhilfe hinzukommend, darf der Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen nicht verloren gehen. Die lokale Infrastruktur und das öffentliche Leben sind vor allem in sozial prekären Regionen stark getroffen. Eine Erholung des Einzelhandels und des wirtschaftlichen Lebens wird maßgeblich sein für das Gemeinwesen und die Attraktivität dieser Gemeinden. 

Die Stärkung der Kräfte vor Ort und ihrer eigens aufgebauten Hilfsstrukturen wird künftig zunehmend eine entscheidende Rolle spielen. Denn der Prozess, die Betroffenen ganzheitlich zu unterstützen und das Gemeinwesen zu befähigen und zu stärken wird noch Jahre dauern.