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Aus dem Synodalkreis:"Leitung lebt von gemischten Teams"

Mit dem Thema der Basis-AG 5 „Geschlechtersensible Haltung“ beschäftigte sich der Synodalkreis am 15. Januar. Als Vertreterinnen der Arbeitsgruppe nahmen Anne Feger, Leiterin des Fachbereichs Qualifizierung im Bischöflichen Generalvikariat, und Sabine Grotenburg, Gemeindereferentin in der Gemeinschaft der Gemeinden Willich, an der Sitzung teil. Was ihnen an diesem Thema besonders wichtig ist und womit sie die Diskussionen des Synodalkreises bereichert haben, erzählen sie im Interview:
Sabine Grotenburg (li.) und Anne Feger
Datum:
28. Jan. 2022

Statt von gendersensibler Haltung sprechen Sie von Gendergerechtigkeit. Warum?

Grotenburg: Uns war immer wichtig, dass es um eine allumfassende Gerechtigkeit geht. Gendersensibel ist eher eine Vorstufe, die zwar eine Haltungsveränderung andeutet, eine allumfassende Gerechtigkeit aber noch nicht herstellt.

Feger: Wir wollen ja auch über die reine Geschlechterfrage hinausgehen. Auch wenn transsexuelle Geschlechter mittlerweile gesehen werden, geht es ja immer noch viel um die Unterscheidung zwischen Mann und Frau. Der ‚Gender-‘Begriff geht aber weit darüber hinaus, weil er auch die soziale Komponente von sexueller Vielfalt ausdrückt.

Es ist viel von Menschenrechten die Rede. Nun könnten Sie unterstellen, dass diese selbstverständlich sind und auch von der katholischen Kirche umgesetzt werden? 

Grotenburg: Das ist richtig, aber wir sollten uns auch daran erinnern, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von der Katholischen Kirche nicht unterschrieben worden ist. Wenn dies so wäre, müsste die Kirche innerhalb ihrer Organisation für Gleichberechtigung sorgen. Derzeit ist aber der entscheidende Unterschied, dass aus der Anerkennung einer gleichen Würde nicht gleiche Rechte erfolgen.

Der Heute bei Dir-Prozess beschäftigt sich mit den Veränderungen im Bistum Aachen. In ihren Ergebnissen schlagen sie einen großen Bogen von Rom über die Deutsche Bischofskonferenz bis hin zum Bistum. Was wollen sie konkret?

Feger: Die konkreten Anforderungen sind zum Beispiel in der Pastoral zu sehen, wo wir im Rahmen des Kanonischen Rechts noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um eine Gendergerechtigkeit zu erreichen. Fragen der Leitung sind ein weiteres wichtiges Thema, weil Frauen dort schlicht und einfach nicht vorkommen. Ein dritter Punkt ist der Bereich der Sprache, den es zu gestalten und auszuweiten gilt.

Stichwort Struktur: In den BAG-Ergebnissen ist viel von ‚weichen Faktoren‘ die Rede, in denen Frauen explizit nicht vorkommen. Warum ist das so?

Grotenburg: Das Thema der Geschlechtersensibilität bezieht alle Geschlechter mit ein. Zudem hat sich auch die Herangehensweise in der Forschung verändert. Anstelle von feministischer Theologie spricht man heute von Genderforschung in der Theologie. Dies zeigt, dass es nicht nur Männer und Frauen, sondern auch andere Geschlechter gibt. Dennoch würde ich sagen, dass dies nach wie vor ein Frauenthema ist, weil wir die Benachteiligung z.B. in der Pastoral und der Ämterfrage deutlich spüren. Hier muss sich dringend was ändern.

Feger: Vor allem geht es uns darum, Benachteiligungen aufzubrechen. Bislang wurden andere Geschlechter ja gar nicht gesehen oder ihnen einen Raum gegeben. Die Menschen sollen so – wie sie sind und wie sie leben – einen Platz in der Kirche finden.

Hätten die Forderungen konkreter sein können?

Grotenburg: Unsere Forderungen sind konkret und beziehen sich auf alle Felder kirchlichen Handelns. Sprache ist dabei nur einer von drei Themenbereichen. Bei den anderen geht es um die Struktur und die Pastoral. Wir haben vor allem darauf geschaut, was möglich ist und müssen immer bedenken, dass wir mit einer weltkirchlichen Bremse konfrontiert sind. Leitung ist und bleibt in der katholischen Kirche an den geweihten Mann gebunden. Kirchenrechtlich betrachtet ist jede Hauptabteilungsleiterin keine Leiterin, weil sie immer einen geweihten Mann über sich hat, der Entscheidungen torpedieren kann. Bei Quoten bin ich vorsichtig. Wenn beispielsweise jede Hauptabteilungsleiterin eine Frau mit einer pro forma Leitung wäre, ändert das nichts. Es geht nur dann, wenn Leitung wirklich abgegeben wird und die rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Gemischte Teams in der Leitung, mehr Effizienz, Beteiligung und Liberalität sind wichtig. Darauf haben wir in unserem Bericht gedrungen.