Predigt von Bischof Dr. Helmut Dieser zur weltweiten Bischofssynode
Auszüge aus der Predigt:
"Gemeinsam Gehen. Wie schwer fällt uns das aber gerade heute, Schwestern und Brüder! In der vorletzten Woche wurde in Frankreich ein Untersuchungsbericht über den sexuellen Missbrauch in der gesamten französischen Kirche seit 1950 veröffentlicht, vergleichbar unserer so genannten MHG-Studie von 2018 für Deutschland. Die Zahlen sind vergleichbar, die Schilderungen von Einzelschicksalen beschämend, die Enttäuschung und die Wut scheinbar grenzenlos. Was geht da noch gemeinsam? Die Überlebenden des Missbrauchs finden sich vollkommen allein gelassen vor. Die Menschen, die ihrer Kirche so etwas nicht zugetraut hatten, wenden sich voll Grauen und Bitterkeit ab, viele treten aus. Und die kirchliche Autorität ist bis ins Mark erschüttert und verletzt und zwar aus zwei Richtungen her: - Es waren Priester, Ordensleute, mitunter auch Bischöfe und kirchliche Angestellte, die diese schwersten Verbrechen an Kindern und Jugendlichen begangen haben. - Und die in der Kirche die Machtdazu hatten, die Täter zu stoppen, die Bischöfe und ihre Mitarbeiter, die haben das nicht getan, sie haben verharmlost, weggeschaut und vertuscht. So konnten die Täter mit ihren bösartigen Strategien einfach jahrelang weitermachen. Himmelschreiendes Unrecht und Leid häufen sich unübersehbar auf und klagen die Kirche an. Ich erinnere so ausführlich daran, weil das für uns in Deutschland der Auslöser war für viele Projekte zur Aufarbeitung und zu systemischen Veränderungen in unseren Bistümern und für den Synodalen Weg aller deutschen Bistümer gemeinsam mit der Organisation der katholischen Laien, dem ZdK." "Wer noch immer Argwohn hegt gegen diesen Synodalen Weg, dem möchte ich sagen: Lasst uns tief dankbar sein dafür, dass es bei uns die Bereitschaft dazu gibt! Dass Bischöfe und Laien gemeinsam beraten. Hoffentlich finden die Katholiken in Frankreich und anderswo ähnliche gemeinsame Wege! Lasst uns dankbar sein, dass die Überlebenden des Missbrauchs im Betroffenenbeirat diesen Synodalen Weg kritisch und konstruktiv begleiten! Lasst uns dankbar sein, dass wir also trotz des Autoritätsverlustes der Bischöfe Gemeinsam Gehen, um unsere Kirche so weiterzuentwickeln, dass das Evangelium Jesu uns wieder glaubwürdig machen kann: „Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein“, sagt Jesus. Diesem Wort folgen wir in den vier großen Themen des Synodalen Weges: Macht und Beteiligung in der Kirche; die Gestalt des Priesters: wie lebt er, wie arbeitet er, wofür brauchen wir ihn; die Stellung und Gleichberechtigung der Frau in der Kirche; die Deutung der menschlichen Sexualität zum Gelingen von Liebe und Partnerschaft ohne Überforderung und Diskriminierung. Ich bin überzeugt: mit diesen vier Themen bereiten wir neu den Acker für die Evangelisierung, um erst neu aussäen zu können! Und je länger je mehr lernen wir dort alle dazu: es geht nicht um Eigeninteressen, sondern um die Leidenschaft für das Evangelium, das allen gilt."
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