Aus dem Synodalkreis:Synodalkreis lässt erste Eckpunkte für die Zukunft erkennen
Aachen, Die Reformthemen liegen auf dem Tisch. Nach intensiven Beratungen des Synodalkreises in den vergangenen Monaten zeichnen sich wichtige Eckpunkte im synodalen Veränderungsprozess „Heute bei dir“ für das Bistum Aachen ab. Ende März soll auf der Synodalversammlung über die vorläufigen Beratungsvorlagen des 17-köpfigen Gremiums, das seit September regelmäßig zusammenkommt, beraten werden.
Bereits jetzt ist klar: Der Kreis wird weitreichende Vorschläge zur kulturellen und pastoralen Weiterentwicklung der Kirche im Bistum Aachen vorlegen, die nicht nur mehr Beteiligung von Ehrenamtlichen in neuen und weiterentwickelten Führungsmodellen vorsieht, sondern auch eine neues Miteinander von Priestern, Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Männern und Frauen ermöglichen soll. Das erklärte Ziel ist es, künftige Veränderungen so auszurichten, dass das pastorale Angebot vor Ort gestärkt und in vielfältigen Angeboten erlebbar wird. Dies soll einhergehen mit hoher Selbstverantwortung der Leitungsgremien, die lokal gut verankert sind und die Bedürfnisse der Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit wahrnehmen. „Wenn die Gremien diesen Weg in den kommenden Monaten gemeinsam mit uns gestalten“, sagt Generalvikar Andreas Frick, der auch Teil des Synodalkreises ist, „stehen wir vor einem Aufbruch, in dem alle nur gewinnen können.“
Der Ende 2017 ausgerufene Veränderungsprozess vollzieht sich in einer Phase, in der die kirchlichen Reformthemen auch auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz eine neue Dynamik entfalten.
Erst vor zwei Wochen hatte sich Bischof Helmut Dieser für ein Klima einer angstfreien Kirche stark gemacht, die niemanden ausgegrenzt. Es dürfe bei Themen der Sexualität keine verschämte Haltung und kein Drumherumreden mehr geben. „Wir sehen doch, wie viele es betrifft – Homosexualität, die sexuelle Orientierung eines Menschen im Allgemeinen, muss in unserer Kirche etwas Normales sein.“
Für das Bistum Aachen hat der Synodalkreis diese Haltung unterstrichen. So heißt es in einer der Beratungsvorlagen unter anderem, dass der Zugang zu Diensten auf allen Ebenen der Kirche nicht an Geschlecht, sexueller Identität und Lebensform gebunden sein darf. Dies sieht auch eine Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche vor.
Neue Orte von Kirche
Dieser Kultur- und Haltungswandel, die veränderten Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen an pastorale Angebote führt auch zu sich verändernden Kirchenstrukturen. So will der Synodalkreis die Pastoralen Räume künftig vielfältig gestärkt sehen. Die vorläufige Beratungsvorlage des Synodalkreises sieht vor, 50 am Sozialraum orientierte Pastorale Räume zu bilden, die in ihrer regionalen und lokalen Ausprägung mit vielfältigen Orten von Kirche ein sinnhaftes Angebot gestalten. Freiheit, Begegnung und Ermöglichung sollen die Grundlage jeglichen Handelns im Pastoralen Raum sein. Die Leitung des Pastoralen Raumes soll über Teams erfolgen, die unterschiedliche Kompetenzen und Expertise bündeln.
„Gerade mit Blick auf zukünftige Leitungsmodelle haben wir festgestellt, dass sich diese in einem „Pastoralen Raum“ viel freier gestalten und auch umsetzen lassen als auf der Pfarrebene“, sagt Katrin Hohmann, Pastoralreferentin und Synodalkreismitglied. „Viele Menschen wollen mehr Beteiligung und Partizipation. Sie sind bereit, nicht nur zu beraten, sondern auch Verantwortung zu übernehmen. Dies kann aufgrund des Kirchenrechts auf der Pfarrebene nur in Ausnahmefällen erfolgen. Deshalb liegt unser Augenmerk auf dem Pastoralen Raum, in dem wir verschiedene Leitungsmodelle möglich machen wollen.“
Umsetzung ab Januar 2024
Bis zum 1. Januar 2024 soll die territoriale Struktur auf Basis umfangreicher Analysen gebildet sein. Ab dem 1. Januar 2024, so der noch zu verabschiedende Plan, wird ein Prozess zur Errichtung von künftig acht bis 13 Pfarreien erfolgen, in denen sich die Pastoralen Räume widerspiegeln. Als spätester Termin für die Umsetzung ist der 1. Januar 2028 vorgesehen. In den Pfarreien wird auf Grundlage des Kirchenrechts synodale Teilhabe am Leitungsamt des Pfarrers für ein Team ermöglicht. Dieses gesamte Maßnahmen- und Strategiebündel erfordert die Klärung zahlreicher Schritte bis zum 31. Dezember 2022. Dazu gehören unter anderem die Klärung der Rechtsstruktur des Pastoralen Raums, die Klärung der Beteiligung; die Entwicklung eines Beratungsdesigns zur Unterstützung und Umsetzung; die Eruierung des finanziellen, personellen und infrastrukturellen Potenzials und die Entwicklung einer Einsatz- und Qualifizierungsplanung für das Pastorale Personal.
Vorstellung auf der Synodalversammlung – Beratung mit diözesanen Räten
Die geplante Neugliederung in Pastorale Räume wie alle weiteren Beratungsvorlagen werden auf der Synodalversammlung Ende März 2022 im Plenum vorgestellt und mit allen anderen Ergebnissen von den Vertreterinnen und Vertretern der Diözesanen Räte diskutiert. Anschließend werden sie gemäß Kirchenrecht im Diözesanpriesterrat und im Diözesanpastoralrat abschließend besprochen und dem Diözesanrat der Katholiken zur Stellungnahme vorgelegt. Gibt es abweichende Voten der Räte, muss der Synodalkreis noch einmal zusammentreten, um diese möglichst zu integrieren.