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Impuls:Träum dir (d)eine Kirche!

Was das nächtliche Träumen angeht, bin ich Laie. Aber dennoch kann ich es ganz gut. Ich habe eine lebenslange Erfahrung, so wie jeder von uns, egal wie alt, schon lebenslang träumt.
Blick in den Turm der Kirche in Burgloon
Datum:
16. Aug. 2023

Manche Träume sind Albträume, aus denen unser Körper uns weckt und hoch schrecken lässt, um uns zu schützen. Manche Träume sind dagegen so schön, dass wir gar nicht mehr aufwachen wollen. 
Und manchmal träumen wir mitten am Tag. Immer dann, wenn sich unsere Sehn-Süchte Bahn brechen. Wenn der Alltag nervt. Wenn sich unsere Seele über unseren Verstand erhebt.

„Denk ich an die katholische Kirche in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht..“ (frei nach Heinrich Heine). Auch das kommt leider oft genug vor. Wenn mich Diskussionen nicht los lassen, wenn Verbissenheit auf Sturheit trifft, wenn Wohlwollen am Mut scheitert, wenn die Heraus­forderungen scheinbar überkomplex werden. Dann schlafe ich kaum, wache morgens müde und kraftlos auf, manchmal mit Kopfschmerzen, verwirrt oder wütend. Nur langsam komme ich wieder in meine Vitalität und stelle fest, dass solches Träumen mir eher schadet, weil es keine Lösungsansätze findet, niemandem nutzt und auf Dauer krank macht.

Da träume ich dann doch lieber tagsüber und empfehle Dir hiermit, es mir gleich zu tun. Lassen wir unseren Träumen und Sehnsüchten öfter freien Lauf. 
Spüren wir ab und zu unserem Sehnen, Suchen, Wünschen und Erträumen auch für eine aufgeweckte Kirche im Bistum Aachen nach. 

Ich träume von einer Kirche Jesu Christi…
...die attraktiv ist, aus der man nicht davon läuft, zu der man dazugehören möchte. Weil sie sagt, was sie glaubt - tut, was sie sagt und demütig aber überzeugt ihren Platz zum Dienst in der Welt einnimmt. Die nur dann von oben auf andere herab schaut, wenn sie jemanden wahrgenommen hat, dem sie aufhelfen kann (Papst Franziskus). 

Ich träume von (m)einer Kirche…
...die sich ehrlich und nackt macht, die Schuld eingesteht und aus Fehlern lernt, die nicht mehr alles bisherige leisten kann und dennoch zu so viel mehr in der Lage ist. Einer Kirche mit hilfreichen Strukturen, die nicht Selbstzweck sind. In denen Partizipation und Synodalität nicht Worthülsen sind für „Vertagen, Vertrösten und Ermüden“, sondern Schwarmintelligenz und zügiges Umsetzen ermöglichen. Subsidiär und nah am Menschen, mit kurzen Wegen einer geteilten Verantwortung. 

Ich träume von (m)einer Kirche...
...die zusammen mit mir im Bistum Aachen aus rund 950.000 Laien-Träumer:innen besteht, die nun alle aufwachen, die Schockstarre der Krisen überwinden, und ermutigt, gesehen, wertgeschätzt, mit Charismen und Taufwürde ausgestattet aktiv die Kirche mitverändern und prägen. Sich als Geistliche verstehen, Kräfte und Ideen bündeln, in einem lebendigen Netzwerk neue Agilität „in den Laden bringen“ und so relevanter Sauerteig in der Gesellschaft bleiben. Die voller Mut und Gottvertrauen eingefahrene Wege immer wieder infrage stellen, den Zeitgeist kennen – und ihm den Heiligen Geist vorstellen. 

Ich träume in (m)einer Kirche... 
...die immer wieder deutlich macht, dass wir bei allem verwiesen und angewiesen sind auf Gott, den Urgrund jenseits aller Grenzen. Der alle liebenden Menschen in Liebe segnet und eine Kirche will, die hierfür Zeichen und Garant ist, die hierfür Ausdrucksformen und Feiern findet. 

Ich träume in meiner Kirche…

Und Du? Wie wäre es, wenn sich Dein kirchlicher Alltag Deinem Traum von Kirche mehr und mehr annähert. Unrealistisch? Traumhaft? Visionär? Spinnert? Schön?
Es liegt an Dir!

Wolfgang Oellers