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Initiative „Kirche bleibt hier“ zieht erste Bilanz ihrer Arbeit:„Wir sehen unsere Hauptanliegen zunächst mal als erfüllt an!“

Die Initiative „Kirche bleibt hier“ hat den Diskussions- und Veränderungsprozess „Heute bei Dir“ von Beginn an konstruktiv und kritisch begleitet. So haben im Herbst 2021 und 2022 insgesamt 16 regionale Treffen stattgefunden, die sich mit dem Beschluss des Synodalkreises zur territorialen Grundstruktur im Bistum Aachen befasst haben. Darüber hinaus traf sich die Initiative im Januar 2022 mit einigen Vertreterinnen und Vertretern des Synodalkreises und brachte ihre Expertise jüngst auf Einladung von Diözesanökonom Martin Tölle in die Arbeit der Projektgruppe zur „zukünftigen Rechtsträgerstruktur Pastorale Räume“ ein. Im Interview spricht Dieter Verheyen darüber, warum die Kirchengemeinde weiterhin „nah am Ort“ sein sollte und eine Mitsprache von unten dem Bistum gut tun wird.
3. Synodalversammlung am 4. März 2023 - Dieter Verheyen
Datum:
7. März 2023

In der Projektgruppe werden 50 (bis max. 100) Kirchengemeinden als Rechtsträger der 50 Pastoralen Räume vorgeschlagen. Wie kommt man auf diese Zahl?

Verheyen: Als Initiative haben wir eine Projektion über das gesamte Bistum gemacht und sind dabei von folgender Frage ausgegangen: Welche Erwartung hat die Basis und welche Kirchengemeinden sind weiterhin vital, groß genug und nah am Ort, um lebendige Seelsorge und gute Vermögensverwaltung zu gewährleisten? Vor allem Letzteres ist eine Begrifflichkeit, für die wir uns immer vehement eingesetzt haben. Wir wollen den Erhalt von ortsnahen, vitalen Einheiten erreichen. Gerade aus den ländlichen Gebieten ist immer wieder die Forderung an uns herangetragen worden: „Macht den pastoralen Raum nicht größer als die bestehenden GdGs, und orientiert euch bei den Kirchengemeinden an den kommunalen Grenzen!“ Deshalb sollen neben dem Grundsatz „eine Kirchengemeinde je pastoralen Raum“ in begründeten Fällen zukünftig auch bis zu drei Kirchengemeinden in einem pastoralen Raum möglich werden.

Um das mal an einem eigenen Zahlenbeispiel unserer Initiative zu verdeutlichen: Während wir künftig bei der kleinsten Kirchengemeinde von mindestens 3.000 Katholikinnen und Katholiken ausgehen, liegt die größte bei etwa 23.000 Gläubigen; und die 50 pastoralen Räume reichen dann von etwa 9000 bis 32.000 und würden so auch die Vorgabe des Synodalkreises von durchschnittlich etwa 20.000 respektieren. Diese neue Struktur (8 Regionen wie bisher, 50 neue pastorale Räume mit 50 (bis max. 100) Kirchengemeinden kommt mit ihren Untergliederungen im Übrigen auch den Grundgedanken der diesbezüglichen römischen Instruktion aus dem Jahre 2020 näher als 8-13 „Großorganisationen“!

Wie haben Sie die Stimmung im Ehrenamt wahrgenommen? 

Verheyen: Uns ist überall signalisiert worden, dass wir das Ehrenamt nur erhalten können, wenn es „am Ort bleibt“. Mit „dem Ort“ ist aber nicht mehr jedes kleine Dorf gemeint, sondern die staatliche Gemeinde oder Stadt. Nur bis dort sind die Leute weiterhin bereit, ihre kostbare und vor allem knappe Freizeit aufzuwenden. Ansonsten wären die Themen, mit denen sich die Engagierten beschäftigten müssten, einfach zu weit weg. In den Kirchenvorständen sitzen nicht die Ewiggestrigen, die ihre kleine Pfarre mit 100 Katholikinnen und Katholiken bis zum Sankt-Nimmerleinstag bewahren wollen, sondern das sind alles ganz pragmatische Leute; aber ein Eilendorfer Kirchenvorsteher hätte beispielsweise wenig Interesse daran, sich um das Pfarrheim in Laurensberg zu kümmern. Da fehlt unserer Meinung nach einfach auch die innere Verbundenheit.

Die Kirchengemeinden sind nun aufgefordert, am weiteren Strukturprozess mitzuwirken. Wie bewerten Sie das?

Verheyen: Wir haben diese Mitwirkung von unten immer gefordert. Das war von Anfang an einer der großen Pfeiler unserer Initiative. Wir wollten, dass die Gemeinden gehört und beteiligt werden, dass sie Empfehlungen aussprechen können und diese auch ernstgenommen werden. Ich glaube, dass wir dies mit dem Beschlussvorschlag der Projektgruppe erreicht haben und dieser Umstand dem Bistum auch sehr guttut. Ich kann von daher alle Kirchenvorstände im Bistum Aachen nur dazu ermutigen, diese Gelegenheit in den kommenden Beratungen mit den Regionalteams auch zu nutzen und die Interessen ihrer Gemeinde dort selbstbewusst einzubringen. Denn eines muss auch allen klar sein: Wer sich jetzt nicht klar artikuliert, über denjenigen wird am Ende von anderer Stelle entschieden.

Nach all dieser Zeit des intensiven Engagements. Wie blicken Sie selbst auf ihre Arbeit?

Verheyen: Zusammen mit Herbert Schaber und Heinz-Günter Jünger habe ich seit 2019 einige Energie in unsere Initiative investiert, und wir sind im Moment, was die Strukturen angeht, zufrieden und vorsichtig optimistisch. Mit dem nun vorliegenden Beschlussvorschlag ist das Bistum unserer Meinung nach auf einem guten Weg. Immerhin haben wir ihm als Initiative ja auch zugestimmt. Nun warten wir erstmal die hoffentlich positiven Voten der Räte ab. Im Grunde sehen wir dann unsere Hauptanliegen zunächst mal als erfüllt an: Die Gemeinden werden beteiligt und ortsnahe Strukturen ermöglicht.